Handbuch Literaturwissenschaft

Gegenstände - Konzepte - Institutionen

Herausgegeben von Thomas Anz
Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler 2007

 

Rezensionen und Kommentare zum Handbuch

Markus Joch: Nicht nur für Insider. In: IASLonline, 27.07.2008
<http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=2754>

"Endlich ein Standardwerk sans phrase, das Sie guten Gewissens den Studierenden empfehlen können und vor allem sich selbst."

Wichtig, "dass erstmals ein Nachschlagewerk der Literaturwissenschaft vorliegt, das den Studierenden im fünften Semester wie den professionellen im fünfzigsten den Horizont der Möglichkeiten vor Augen führt."

"›Zweitens‹ macht das Handbuch Lust auf Literaturwissenschaft. Abgesehen von Stilsicherheit und umsichtiger Organisation: Wer den ersten Band anblättert, stößt hier auf Punkte wie »Gedicht und Einzelrede in Versen«, »Metapher – Allegorie – Symbol« und »Bilder/Tropen«, dort auf zahlreiche »Kontexte« von Wirtschaft über Politik bis Religion. [...]"

Die ersten Absätze der Rezension:

Was veranlasst die Literaturwissenschaft, sich in einiger Ausführlichkeit selbst zu objektivieren? Die Notwendigkeit eines Handbuchs begründet Thomas Anz plausibel damit, dass dieser Disziplin gerade ihr Reichtum zum Problem geworden ist. Kaum zu leugnen, dass die Produktivität fachinterner Arbeitsteilungen zum Preis hat, »dass sich die spezialisierten Institutionen und Forschungsgebiete oft nicht mehr gegenseitig wahrnehmen, ihre Wissensbestände nicht mehr abgleichen und nicht mehr den Stellenwert erkennen, den sie in größeren Zusammenhängen haben« (Bd. 1, S. XIV). Folglich geht es darum, allen Beteiligten einen Panoramablick über die Forschungsstände zu eröffnen und so eine Grundlage disziplinärer Kommunikation zu schaffen. Dies aber in einer Form, die auch für Studierende und für Wissenschaftler anderer Fächer nachvollziehbar sein soll.

Mit gleich drei Adressatenkreisen hat Anz seinem Team die Latte allerdings hoch gelegt. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Philologien, aus der Komparatistik und aus anderen Disziplinen wurde erwartet, die Leistungen der Literaturwissenschaft Gebiet für Gebiet allgemeinverständlich wiederzugeben, ohne sich mit Verkürzungen zu behelfen. Nicht einfach zu erfüllen war auch der erklärte Anspruch, die fachlichen Grundlagen umfassender zu präsentieren, als es den zahlreichen Einführungen möglich ist, zugleich aber zu einer systematischeren Darstellung zu gelangen als die ebenfalls oft genug vorzüglichen Fachlexika. Ein Wille zum Komplettismus und einer zur Ordnungsstiftung geraten leicht in Zielkonflikt.

Warum beide Balanceakte glänzend gelungen sind, die Einwände marginal ausfallen, soll hier vornehmlich mit Konzeption und Grundton des Mammutwerks begründet werden. Dass es bei knapp siebzig beteiligten Autorinnen und Autoren nur in Ausnahmefällen möglich ist, einzelne Beiträge zu würdigen, wird niemanden überraschen. Angesprochen seien daher nur einige wenige, für ein Zeugnis kollektiver Kreativität beispielhafte.

[...]

Michael Braun in: Literatur in Wissenschaft und Unterricht XLI (2008), H. 1, 57-60.

Aus dem letzten Absatz der Besprechung:

"Handbuch und Lexikon bleiben das Rückgrat der Wissenschaft, und das dreibändige Handbuch Literaturwissenschaft ermöglicht ihr einen vorbildlichen aufrechten Gang. Es ist ein Nachschlage- und Referenzwerk, das umfassend informiert, differenziert strukturiert, hochkompetent orientiert und mit einem hilfreichen Sach- und Personenregister abgeschlossen ist. Viele zentrale Artikel, vor allem die über Texttypen, Textwelten, Textanalyse, eignen sich hervorragend zur Vorbereitung von und zur Begleitlektüre in literaturwissenschaftlichen Seminaren. Andere Artikel wie die über neuere Theorien und Methoden laden zur Vertiefung des Fachwissens ein. Kurzum: Mit diesem Handbuch ist der Literaturwissenschaftler und jeder, der es werden will, bestens bedient."

Rüdiger Görner in: Arbitrium 27 (2009), Heft 3, S. 261–267.

"Allenfalls im Essay nähern sich wissenschaftliche und literarische Verfahren einander an. Es gehört zu vielen Stärken des standardwerkverdächtigen Handbuch Literaturwissenschaft, dass es auch solche formspezifischen Probleme reflektiert."

"Das vorliegende Handbuch gehört zum Genre der diskursiven Handbücher im Gegensatz zu den lexikalischen; und es ist gerade diese Diskursivität und Konzeption der Beiträge, die dieses Handbuch auszeichnet. Besprechen kann man es nur mit Dankbarkeit für diese immense Arbeitsleistung, die einen entscheidenden Beitrag leisten kann, die schiere ,Relevanz‘ der Literaturwissenschaft in ihrem unmittelbaren und weiteren Umfeld zu illustrieren."

"Es ist unmöglich, eines dieser Kapitel als besonders gelungen hervorzuheben; nahezu alle Beiträge zu diesen Bänden sind gleichermaßen homogen, informativ und gleichzeitig pluralistisch im Ansatz aufgebaut sowie ansprechend geschrieben und das auch dann, wenn mehrere, um nicht zu sagen eine Vielzahl von Autoren an einem Kapitel beteiligt waren. [...] dieses Handbuch versammelt Beiträger und Beiträgerinnen, die zu den führenden Fachvertretern gehören; damit ist nicht nur der bestmögliche Wissensstand gewährleistet, sondern auch die ideale Voraussetzung geschaffen für weiterführende Überlegungen hinsichtlich der Methoden und Perspektiven einer zunehmend stärker kultur- und medienwissenschaftlich ausgerichteten ,Philliteralogie‘."

"Gewiss ist, dieses Handbuch wird zu einem unverzichtbaren Vademecum in der Literaturwissenschaft werden."

Bernd Blaschke: Werkzeugkisten für Leser. Auf den Schultern von Riesen breiten neue Handbücher
die reiche Ernte der Literaturforschung aus . In: Glanz@Elend. Magazin für Literatur und Zeitkritik
<http://www.glanzundelend.de/Artikel/lexika.htm>.

"Überhaupt besticht das neue Handbuch Literaturwissenschaft durch das Vermögen, Wissen und Wissenschaft so klar wie irgend möglich aufzubereiten und zu formulieren. Dies ist gelungene Wissensvermittlung ohne jeden Wissensdünkel."

Der Anfang der Besprechung:

"Den Verdiensten des Metzler Verlags (der im nächsten Jahr auch eine Neuausgabe des ‚Kindler Literaturlexikons' vorlegen wird) im Bereich der geisteswissenschaftlichen Lexika und Handbücher wurde jüngst ein weiterer Leuchtturm hinzugefügt mit der Publikation des von Thomas Anz herausgegebenen dreibändigen ‚Handbuch Literaturwissenschaft'. Im Gegensatz zu den alphabetisch nach Stichworten gegliederten Lexika handelt es sich beim Handbuch um einen systematischen Aufriß literaturwissenschaftlichen Wissens. Nützliche Sach- und Personenregister am Ende des dritten Bandes machen das Handbuch freilich auch ansatzweise lexikographisch nutzbar. Thomas Anz darf seit seiner Zeit als Literaturredakteur bei der FAZ, dann als Gründer des wohl bedeutendsten Internet-Rezensionsmediums Literaturkritik.de und auch als Vorsitzender des Germanistenverbandes (von 2004-2007) als einer der herausragenden Vermittler literarischen und theoretischen Wissens gelten. Ihm ist es mit dem Handbuch gelungen, etwa 70 Spezialisten der Literaturforschung zu versammeln, die so kenntnisreich wie allgemeinverständlich die Fachgeschichte, Begriffe, Theorien, Methoden, Institutionen und Berufsfelder der (deutschen) Literaturwissenschaft zusammenfassen."

Jochen Vogt in: Monatshefte 101, 2009, H.1, S. 106-108.
< http://muse.jhu.edu/journals/monatshefte/toc/mon.101.1.html >

[…]
Thomas Anz, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Marburg, kommt aus der Schule Walter Müller-Seidels, die für eine reflektierte Erweiterung des literaturwissenschaftlichen Gegenstandsbereichs ohne dogmatische Verhärtung oder Einseitigkeit steht. Er selbst hat fachübergreifend in Richtung Psychologie und Medizin gearbeitet und als Vorsitzender des deutschen Germanistenverbandes dessen letzte große Konferenz unter das Thema "Kultur- und Naturwissenschaften" gestellt. Zugleich war und ist Anz gern im Literaturbetrieb aktiv, derzeit etwa als Inspirator der vielbesuchten online-Zeitschrift literaturkritik.de . All dies sind keine Garantien, aber sicher gute Voraussetzungen für ein Unternehmen, das nicht nur entschuldigt, sondern durchaus und fast ohne Einschränkung gelobt werden darf!
[…]

Man kann das Handbuch wie ein Lexikon benutzen (da es selbstverständlich über differenzierte Inhaltsverzeichnisse und zuverlässige Register verfügt), aber man kann es vor allem - mit Gewinn und teilweise sogar Vergnügen - 'am Stück' lesen. Das wird möglich, weil erhebliche Passagen und ganze Großkapitel von eingespielten Autorenteams stammen, und weil es insgesamt gut gelungen ist, verschiedene Diktionen auf mittlerer Ebene anzugleichen. Das wiederum ist dort besonders hilfreich, wo die Themen selbst terminologisch hoch aufgeladen sind, also vor allem bei "Methoden und Theorien". Gerade bei Positionen, die auch in der fachlichen Öffentlichkeit kontrovers (geblieben) sind, wie etwa der deconstruction oder der Systemtheorie, bewährt sich die Darstellung: informativ, argumentativ und jargonfrei.
Dies scheint mir einerseits einer unübersehbaren Ermüdung geschuldet: Die Zeit theoretisch-methodischer Glaubenskriege dürfte tatsächlich von einem reflektierten methodischen Pluralismus abgelöst sein. Zum anderen kann auch nur so der explizite Anspruch des Herausgebers, verschiedene Zielgruppen zu erreichen (Studierende, Experten, interessierte Öffentlichkeit) eingelöst werden.
[…]

Auf der anderen Seite kommt es naturgemäß zu Überschneidungen, etwa zwischen gattungspoetischen (Bd.I) und textanalytischen Kapiteln (Bd.II), oder zwischen Theorien / Methoden (Bd.II) und Fachgeschichte (Bd.III). Dies ist sachlich wie logisch wohl nicht vermeidbar, wenn das ganze Werk in drei ‘Schnitten' oder in drei konzentrischen Kreisen aufgebaut ist. Aber: die Feinabstimmung zwischen solchen Passagen, die Herausgeber und Redaktion souverän gelungen ist, macht die Berührungspunkte oder Doppelungen weniger redundant und ärgerlich als vielmehr produktiv und anregend, weil sie ein und denselben Sachverhalt in eine andere Perspektive rücken.

[…] zweifellos eine "runde Sache".

Peter Langemeyer in: Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen (2008)

"Dem Hrsg. und seinen über 60 Mitarbeitern ist eine allgemeinverständliche Orientierungshilfe geglückt, die eine ganze Bibliothek von Einführungen und Kompendien überflüssig macht [...]."

Letzte Änderungen: 3.10.2013

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